Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) – Unterstützung für belastete Rettungskräfte
Jeder Rettungsdienstler, Feuerwehrmann und Polizist kennt belastende Einsätze. Sei es der Tod eines Patienten, ein tragischer Kindereinsatz oder jede andere belastende Situation, die uns in der Arbeit begegnet – die Herausforderungen sind vielfältig. Doch leider sind die Hilfen für die betroffenen Einsatzkräfte oft begrenzt. Eine der wichtigsten Unterstützungsmaßnahmen ist die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV), die früher unter dem Namen Kriseninterventionsteam (KIT) bekannt war. Die Aufgabe dieser Unterstützungseinrichtungen bleibt unverändert: Sie bieten Hilfe in emotional belastenden Situationen und sorgen dafür, dass die Einsatzkräfte die notwendige Unterstützung erhalten, um mit den belastenden Erfahrungen umzugehen.
Belastende Einsätze – die unsichtbare Last
Es gibt Einsätze, die direkt als belastend wahrgenommen werden, aber es gibt auch viele, bei denen die Auswirkungen erst Jahre später erkennbar sind. Einige Rettungskräfte sind sich nicht sofort bewusst, dass ein bestimmter Einsatz emotional belastend war. Es kann vorkommen, dass die Belastung nach einem Einsatz nicht sofort erkannt wird und sich erst im Laufe der Zeit bemerkbar macht.
Viele Rettungskräfte vergleichen diese Belastungen mit Wassertropfen, die in ein Fass fallen. Jeder Einsatz, egal wie belastend er auch sein mag, fügt einen weiteren Tropfen hinzu. Zum Beispiel könnte ein normaler Krankentransport als ein Wassertropfen betrachtet werden. Ein schwieriger Herzinfarkt-Einsatz könnte 10 Wassertropfen bedeuten, und der Tod eines Menschen könnte mit 50 Tropfen zu Buche schlagen. So summiert sich die Belastung im Laufe der Zeit.
Jeder Mensch hat ein individuelles Fass
Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf belastende Einsätze, und auch das Fass, in dem diese „Wassertropfen“ gesammelt werden, hat für jeden eine individuelle Größe. Manche Menschen können mit vielen belastenden Situationen umgehen, ohne dass es zu einem Überlaufen kommt, während andere schneller an ihre Grenzen stoßen. Auch ich habe zu Beginn des Jahres 2019 bemerkt, dass mein „Fass“ fast übergelaufen wäre. Ich fühlte mich emotional erschöpft und überwältigt von den Einsätzen, die ich erlebt hatte.
In dieser schwierigen Zeit suchte ich professionelle Hilfe und hatte mehrere Sitzungen bei einem Psychologen. Zudem entschied ich mich, meine Erfahrungen zu teilen und eine Webseite zu starten, www.sternenkind-sh.de, um anderen zu helfen und meine eigenen Belastungen zu verarbeiten. Das Reden über meine Erlebnisse war ein wichtiger Schritt, um den Druck abzubauen und wieder Platz für den normalen Alltag zu schaffen.
Frühzeitig Hilfe suchen
Mein persönlicher Tipp für alle Rettungskräfte, die sich emotional belastet fühlen: Sucht frühzeitig Hilfe! Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein wichtiger Schritt, um langfristig gesund zu bleiben und die emotionalen Belastungen zu verarbeiten. Redet mit Kollegen über eure Einsätze, führt Einsatznachbesprechungen durch und tauscht euch auch langfristig über belastende Erlebnisse aus. Es ist wichtig, das emotionale Gewicht nicht alleine zu tragen.
Außerdem solltet ihr offen mit euren Familien über eure Gefühle sprechen. Oft wissen sie nicht, was wir im Dienst erleben, und es kann eine große Erleichterung sein, mit den Menschen, die uns nahestehen, über die Erfahrungen zu sprechen.